Bildgebende Mammadiagnostik
12. Bildgebende Mammadiagnostik
Geschrieben von Zsuzsanna Dömötöri
Das Ziel dieses Kapitels:
Das Ziel dieses Kapitels ist, für die Medizinstudenten im vierten Jahrgang eine Einführung in die neuesten Verfahren der Mamma-Bildgebung zu geben und ihre Grundlagen zu vermitteln. Es ist auch wichtig, die Rolle der Mammografie-Screening-Untersuchungen hervorzuheben und zu erläutern, welcher diagnostischer Gewinn durch die verschiedenen Untersuchungsmethoden zu erwarten ist und welche Protokollabfolge zu verwenden ist. Zukünftige Ärzte benötigen grundlegendes Wissen, um in der Lage zu sein, Mammografie-Befunde zu verstehen und mit den Abkürzungen, denen sie in der Praxis begegnen werden, vertraut zu sein.
12.1. Einführung:
Heute ist die Mammografie eine von den schnellsten entwickelnden Felder der diagnostischen Radiologie. Viele neue technische Anwendungen, die sich in den letzten Jahrzehnten entwickelten, haben zur Verbesserung der Bildproduktion, -verarbeitung und diagnostischen Gewebeentnahme beigetragen. Diese Fortschritte haben die diagnostischen Algorithmen (in) der Mamma-Bildgebung modifiziert. Die Gründe für die jüngste Weiterentwicklung wurden zum Teil durch die technischen Entwicklungen von neuen Methoden, aber auch durch die dringende Notwendigkeit einer besseren Bildgebung beeinflusst. All dies folgt dem Fakt, dass die Zahl der Brustkrebs-Patientinnen auf der ganzen Welt steigt, auch in Ungarn.
Die genauen Ursachen für die Entstehung von Brustkrebs sind noch unbekannt, somit ist auch eine Primärprävention nicht möglich. Es ist jedoch erwiesen, dass eine frühzeitige Erkennung und früher Beginn einer adäquaten Therapie die Sterblichkeitsrate an Brustkrebs signifikant senken kann. Verbesserte Bildgebung hat die Detektion von kleinen, neoplastischen Läsionen in einer frühen, klinisch nicht symptomatischen Phase erleichtert.
Heutzutage unterscheidet man bei den bildgebenden Verfahren der Brust zwischen Mammografie-Screening und der klinischen Mammografie.
- ./Mammografie-Screening: Regelmäßig wiederholte Untersuchung von asymptomatischen und beschwerdefreien Frauen innerhalb der entsprechenden Altersgruppe unter festgelegten und kontrollierten Bedingungen. Sie liefert keine endgültige Diagnose. Ziel dieser Screening-Maßnahme ist es, die Zahl der Frauen, die an Brustkrebs sterben, durch einen zunehmenden Anteil der Diagnosen von kleinen (unter 14mm Größe), asymptomatischen aggressiven Tumoren, deutlich zu verringern. Im Jahre 1969, nur einige Jahre nach den entwickelten Ländern, hat die erste organisierte Mammografie-Screening-Programm in Ungarn stattgefunden, und seit dem Jahre 1997 werden die Screenings durch Anordnung geregelt. Frauen im Alter von 40 bis 65 Jahren werden brieflich informiert, dass für ihnen diese Untersuchung organisiert und kostenfrei erhältlich ist, und in allen 2 Jahren wiederholt werden soll.
- ./Klinische (diagnostische) Mammografie: ist die Untersuchung von Frauen mit Beschwerden und klinischen Symptomen, unabhängig von ihrem Alter. Die Untersuchung liefert eine endgültige Diagnose.
12.2. Bildgebung in der Brustdiagnostik
12.2.1. Die allgemeine Rolle der bildgebenden Diagnostik:
- Screening
- Identifikation pathologischer Läsionen
- Beurteilung der Läsionsdignität
- Biopsie-Orientierung
- Staging
- präoperative Lokalisation und Markierung der nicht palpablen Läsionen
- Probe-Mammografie
- Nachfolge der Therapieeffektivität
- Teilnahme in der Therapieplanung
- Brust-Implantat-Prüfung
- Kontrolluntersuchung
12.2.2. Diagnostische Bildgebende Verfahren (bekezdéscsere)
- Mammografie: traditionelle (analoge), digitale Technik, und Tomosynthese
- Mamma-Sonographie
- MRT-Untersuchung (MR-Mammografie)
- CT-Untersuchung: hat wegen derzeitiger technischer Gegebenheiten stark eingeschränkte Funktion in der Brustdiagnostik.
- Nuklearmedizinische Untersuchungen: Szintigraphie der Brust, Identifikation des Wächterlymphknotens, SPECT, PET/CT-Untersuchungen
- Interventionen:
- Diagnostisch: Pneumozystographie, Duktographie, Biopsie, Lokalisationsverfahren
- Therapeutisch: z.B.: perkutane Tumorablation, Radiofrequenzablation (RFA)
- Molekularbiologische Methoden: im klinischen Prüfungsstadium
12.2.2.1. Mammografie
Sowohl in der diagnostischen als auch in der klinischen Mammografie ist es ein grundlegendes diagnostisches Verfahren bei dem eine native Röntgenbildaufnahme der Brust, gemacht wird.
- hohe Diagnosesicherheit
- kostengünstiger, zugänglicher als andere genauere und anspruchsvollere bildgebende Verfahren wie MRT
- Brustkrebs kann 2 Jahre vor dem Auftreten erster klinischer Symptome diagnostiziert werden
- zuverlässige Darstellung der Mikroverkalkungen
- Brustgewebezusammensetzung ändert sich zugunsten der Mammografie in den Altersgruppen mit höherer Karzinomprävalenz
- hilft bei der Planung stereotaktischer Eingriffe
Nachteile:
- Strahlenbelastung des Patienten
- unzuverlässige Ergebnisse bei dichtem Brustgewebe
- die Rate der falsch-negativen Befunde in klinischen Untersuchungen beträgt 10%, im Screening-Programm 20%
- Brustkompression löst Beschwerden bei Mastodynie aus
12.2.2.1.1. Techniken der Mammografie:
1. Konventionelle (Analoge) Mammografie: Bildproduktion, Bilddarstellung und Speicherung erfolgen an demselben Ort, am Röntgenfilm. Technische Anforderungen sind: Niederspannung (25-32kV, = weiche Röntgenstrahlung, hohe Strahlungsintensität, mAsec), spezielle Anode, Doppel-Fokus-Röhre.
2. Digitale Mammografie: Phosphorplatte- oder direkte digitale Methoden. Für die Brustuntersuchung ist die letztere die Methode der Wahl. (Bild 2: digitale bildgebende Ausrüstung.) Die Phasen der Bildproduktion sind getrennt. Das Bild wird auf den Detektoren erzeugt, erscheint aber mit hoher Auflösung auf dem Computermonitor (Bilder 1 und 3) und kann als digitale Datei auf verschiedenen Datenträgern gespeichert werden (z.B.: CD, Festplatten).
Vorteile:
- Signifikante Reduktion der Strahlendosis
- höhere Kontrast und Schärfe
- konstant gute Bildqualität
- bessere Darstellung der Mikroverkalkungen, als mit der analogen Technik
- keine Bildentwicklung, keine dunklen Räume benötigt
- umweltfreundlich
- größere Kapazität
- Möglichkeit der Bildnachbearbeitung (Vergrößerung, Bild-Inversion, Kontrast-Effekte)
- Teleradiologie, Telereporting, Möglichkeit zur Supervision
- einfachere Verlaufskontrolle, unnötige Wiederholungen oder Biopsien können vermieden werden
- vereinfachte Archivierung
- Computer-Assistierte Diagnose (CAD)
Die räumliche Auflösung der digitalen Technik ist nicht höher als die der herkömmlichen Mammografie!
3. Tomosynthese: ist eine ergänzende Untersuchungsmethode. Sie gehört noch nicht zur Routinediagnostik, aber diese Technik wird immer beliebter und verbreiteter. Die Mammografie-Aufnahmen werden innerhalb von einem 15-grädigen Winkelfeld gefertigt (bzw. 15-50° je nach Gerät, 13 bis 25 Aufnahmen). Durch die Schichtaufnahmen kann vermieden werden, dass störende Schatten auf den Bildern erscheinen, wie auf den Summationsbildern. So erfolgt eine höhere Sensitivität.
Mammografie-Darstellung: alle Aufnahmen der Brust müssen in mindestens zwei Ebenen durchgeführt werden!
Standardaufnahmen: kraniokaudale Aufnahmen (CC) und mediolaterale Schrägaufnahmen (MLO=medio-lateral-oblique)
Zusatzaufnahmen: laterale (medio-lateral oder latero-medial), Vergrößerungsaufnahmen etc.
12.2.2.2. Ultraschalluntersuchung der Brust (Sonografie):
Mamma-Sonografie ist das am zweithäufigsten verwendete bildgebende Diagnostikverfahren. Für Frauen unter 30 Jahren ist es die erste diagnostische Wahl. Für Frauen ab dem 35. Lebensjahr steht sie als ergänzende Maßnahme zur Verfügung. Zwischen dem 30. und 35. Lebensjahr wird der erste Schritt in der Diagnostik anhand der Beschwerden des Patienten ausgewählt. Bei größeren Brüsten muss jedenfalls eine Mammografie durchgeführt werden. Mamma-Sonografie ist auch das bildgebende Verfahren der Wahl (zuerst oder allein) zur Abklärung von Tastbefunden bei Schwangeren, stillenden Müttern sowie Patientinnen mit Akutphasen von entzündlichen Prozessen.
Technische Anforderungen: hochauflösender linearer Schallkopf mit einer Sendefrequenz von mindestens 7.5 MHz und einer Maximallänge von 4-5 cm. (Ein zweiter Zusatzschallkopf mit einer Frequenz von 12-18 MHz wird ebenfalls empfohlen) Die Untersuchungsergebnisse müssen dokumentiert werden.
Diagnostische Indikationen:
- solide und zystische Läsionen voneinander unterscheiden
- lokoregionäre Lymphknoten untersuchen
- Untersuchung der Thoraxwand
- Nachweis von Rezidiven
- Kontrolle von benignen Läsionen
- Steuerung von Biopsie
Therapeutische Indikationen:
- Zystenpunktion
- Abszessdrainage
Doppler-Untersuchungen: können nur als Ergänzung im Rahmen der Diagnostik eingesetzt werden. Sie nutzen die verstärkte Vaskularisation in malignen Geweben aus.
Elastographie: solide Läsionen kann man von anderen Geweben unterscheiden, da man solide Abweichungen nicht komprimieren kann. Diese soliden Läsionen sind auf Metastase verdächtig.
12.2.2.3. Magnetresonanztomografie der Brust (MR-Mammografie):
Anforderungen: MR-Tomographen mit mindestens 1.5 Tesla, Brust-Spulen, geeignete Auswertungsprogramme, iv. Kontrastmittel. Für interventionelle Eingriffe MR-kompatibles Biopsie-Equipment, Drähte zum Markieren. Hintergrund: maligne Neoplasien weisen eine durch Neo-Angiogenese verursachte erhöhte Blutzufuhr auf.
Die wichtigsten Indikationen zu MR-Mammografie:
- hohe Sensitivität für den Nachweis multifokaler, bilateraler Läsionen
- genaue Ermittlung der Läsionsgröße
- Bestimmung der Brustwandbeteiligung
- Kontrolle des Zustands der Implantat
- Verlaufskontrolle bei neoadjuvanter Therapie
- Primärtumorsuche bei axillären Lymphknotenmetastasen und unbekanntem Primärtumor, bei Verdacht auf Brustkrebs
- Differenzierung von Narbengewebe und Rezidiv
- Früherkennungsuntersuchungen bei Hochrisiko-Patientinnen (BRCA1 und BRCA2-Mutation)
Dynamische MR-Mammografie:
Die meisten benignen und malignen Läsionen zeigen eine unterschiedliche Dynamik und Verlauf der Kontrastmittelanreicherung. Zugleich ist aber die Abgrenzung maligner Prozesse von benignen sehr eingeschränkt.
Nachteile der MR-Mammografie:
- teurer, schlechte Verfügbarkeit
- erkennt keine Mikroverkalkungen
- kann bei Frauen 6 Monate nach einem chirurgischen Eingriff oder 12-18 Monate nach Radiotherapie nicht angewendet werden
- kann nicht durchgeführt werden, wenn allgemeine Kontraindikationen für MRT-Untersuchungen gegeben sind, wie z.B. Klaustrophobie oder Herzschrittmacher
12.2.2.4. Nuklearmedizinische Untersuchungen:
1. Mamma-Szintigraphie: hat in den letzten Jahren an Bedeutung verloren. Aufgrund von erhöhter Zellstoffwechselaktivität zeigt malignes Gewebe in der Brust gesteigerte Aufnahme des 99Tc-MIBI Radiopharmakons an, was von den Gammakameras detektiert werden kann.
2. PET/CT: Im Fall von Mammatumoren hat es vorallem bei Staging eine Rolle.
3. SPECT/CT-Untersuchung: zur Identifizierung des Sentinel-Lymphknotens.
4. ROLL-Markierung („radioguided occult lesion localisation”): präoperative Markierung von kleinen, nicht palpablen Tumoren
12.2.2.5. Interventionen in der Mamma-Bildgebung:
- Pneumozystografie: In bestimmten Fällen (z.B.: dichte Zysten oder septierte Zysten) wird eine Zyste drainiert und anschließend mit Luft aufgefüllt, um intrazystische Tumoren auszuschließen.
- Galakto- oder Duktografie: (Bilder 4,5) ist eine Untersuchung, die mit Hilfe von Kontrastmittel erfolgt. Indikationen sind Blutung oder Sekretion aus den Milchausführungsgängen der Brustwarze. Es wird zusätzlich nach Mammografie, Mamma-Sonografie und Zellaspiration durchgeführt. Das Kontrastmittel wird in die Milchgänge injiziert, und die Läsion wird als scharfrandiger Füllungsdefekt, Duktusamputation oder intraduktale Obstruktion dargestellt.
- Gezielte Biopsien:
- 1. Zytologische Aspiration: Feinnadelaspirationsbiopsie (FNAB) (Bilder 6., 7., 8., 9.)
- 2. Histologische Biopsie: Vakuum- (Stanz-) Biopsie (CTB=core (tissue column) biopsy):
- Automatenpistole-Biopsie unter Ultraschall- oder Röntgenkontrolle
- Stereotaktische Vakuumstanzbiopsie: Mammotom (sVSB)
Die Mehrheit der pathologischen Läsionen ist mit Ultraschall nachwiesbar, deshalb wird es zur Steuerung eingesetzt. In anderen Fällen (z.B. im Falle der scheinbaren Mikroverkalkung allein) steht röntgenunterstützte Führung durch stereotaktische oder so genannten Kompressionsplatten mit Löchern (2D) zur Verfügung. Im Fall, wenn die Läsionen nur im MRT nachwiesbar sind, ist die MR-gestützte-Biopsie die einzige Methode.
- Lokalisationsmethoden:
- 1. Präoperative Lokalisation: (Bild 10.)
- Indikation:
- Bei kleinem, nicht palpablem Tumor kann Lokalisation notwendig sein, um eine optimale Gewebeentnahme zu gewährleisten.
- Die Markierung kann durchgeführt werden mit:
- in der Regel mit einem Stahldraht (Haken- oder Führungsdraht). Durchführung: unter Ultraschall- oder Röntgenkontrolle
- manchmal mit einem Isotop (Technetium-99m markiertem Nanokolloid). Detektion mit einer Gammasonde während der Operation (ROLL Technik).
- Wächter (Sentinel)-Lymphknoten-Biopsie: das Ziel ist (es), den wahrscheinlichsten Ort für Lymphknotenmetastasen zu entfernen und zu analysieren, um unnötige axilläre Blockdissektion und ihre Komplikationen zu vermeiden.
- Marker können sein:
- Farbstoff (Methylenblau)
- mit Isotopen markierter Nanokolloid, von Gammasonden detektierbar
- die Kombination aus beiden oben genannten Methoden (am präzisesten)
- Marker können sein:
- Tumor und der Sentinel-Lymphknoten können zusammen markiert werden: wenn man mit Isotop markierte mikro- und makromolekulare Kolloide gleichzeitig verwendet
- Die Bestätigung der Lokalisation kann durch die Präparate-Radiografie (Mammografie des resezierten Brustgewebes) erfolgen (Bild 11.)
12.3. Anatomie der Brust:
Die Brust besteht aus Drüsengewebe, Fett, Bindegewebe und Blutgefäßen. Die Zusammensetzung und das Verhältnis der Anteile zueinander verändern sich mit dem Alter.
Der gesamte Drüsenkörper setzt sich aus 15-20 Drüsenlappen zusammen, von denen jede Einzeldrüse mit einem Ausführungsgang an der Brustwarzenoberfläche endet.
Die kleinste Einheit ist die terminale duktale lobuläre Einheit (TDLE = extra- und intralobuläre duktale Anteile – Azini) (Bild 12.)
Viele normale Brustvarianten gibt es in der Mammografie. Die 5 häufigsten wurden von Tabár in seinem Klassifikationssystem beschrieben: I. Jung, fibro-glandulär, II. Vollständige Involution, III. Übergangstyp zwischen I. und II., IV. Adenomatös, V. Fibrotisch.
12.4. Radiologische Darstellung von pathologischen Veränderungen der Brust
Pathologische Veränderungen in der Brust erscheinen in unterschiedlichen Formen und Dichten von Weichteilen oder Verkalkungen oder als Kombinationen von beiden in der Mammografie (Bild 16.). Oft sind es nur einige verstreute, unregelmäßig begrenzte, pleomorphe Mikroverkalkungen, die auf das Vorhandensein pathologischer Läsionen hinweisen.
Die Weichteilläsionen können eine scharf begrenzte, runde bzw. ovale Form aufweisen (Bilder 13.,14.) oder als unregelmäßig begrenzte, sternförmige Strukturen erscheinen (Bild 15.). Runde oder ovale Läsionen sind in den meisten Fällen gutartige Tumore, die nur selten eine maligne Proliferation zeigen. Sie bedürfen keiner chirurgischen Entfernung. Bei solchen Läsionen handelt es sich meist um Zysten oder Fibroadenome, seltener Hamartome, Lipome und in ganz seltenen Fällen um maligne Tumoren.
Ultraschall kann bei ihrer Differenzierung helfen; wo die sich als echoleere zystische Läsionen (Bild 17.) oder solide Herde darstellen (Bild 18.). Diese Läsionen haben meist eine glatte, scharfe Randbegrenzung mit dorsaler Schallverstärkung. Selten enthalten Zysten Tumore (Bild 19.).
Unregelmäßig begrenzte, uneben konturierte und unscharfe Ränder sind in der Regel charakteristisch für maligne Veränderungen. Sonographisch kommt es oft zur dorsalen Schallauslöschung dieser inhomogenen echoarmen Strukturen (Bild 20.).
Sternförmige Läsionen sind sehr typisch für das maligne Tumorwachstum.
- “Weißer Stern”: beschreibt den Tumor mit dichtem Zentrum und darum mit Spikula unterschiedlicher Länge in alle Richtungen = Karzinom
- “Schwarzer Stern”: es gibt keinen Tumorkörper, das Zentrum ist strahlendurchlässig. Die Spikula sind bogenförmig, lang und dünn. Die Differenzierung der sternförmigen Linien lassen keine sichere Trennung von benignen und malignen Läsionen zu und geben keinen Hinweis auf die Entität der Läsion. In Frage kommen lobuläres Karzinom, Narbengewebe nach Bestrahlung, Fettgewebsnekrose oder Operationsnarbe (die Diagnose stützt sich auf die Patientenanamnese!).
Verkalkungen der Brust:
Verkalkungen treten in der Regel in den Sekreten oder in den nekrotischen Anteilen der Läsionen auf, aber sie lassen sich auch innerhalb arterieller Gefäßwände, älterer Hämatome, sowie im Narbengewebe auffinden. (Bild 22.)
Verkalkungen in der Brust kommen sehr häufig vor, zumeist im Rahmen gutartiger Prozesse (Bild 21.). Nur ein kleiner Prozentsatz von denen weist auf Malignität hin. Die Malignitätsanzeichen sind grundsätzlich immer Mikroverkalkungen. Sie sind unregelmäßig konfiguriert und polymorph (Bilder 23.,24.) und sind meist dicht gruppiert. Ihre Anzahl ist für den Malignitätsgrad irrelevant. Die Differenzialdiagnose mit der Mammografie ist oft schwierig, wenn nicht unmöglich, aber Vergrößerungszielaufnahmen sind bei der Analyse von großer Hilfe. Zur Klärung der Differenzialdiagnostik braucht man stereotaktische Stanzbiopsie.
12.5. Die operierte Brust:
Am häufigsten ist eine operierte Brust das Ergebnis eines therapeutischen Vorgehens bei einer malignen Läsion (z.B.: nach Mastektomie, brusterhaltenden Operationen oder nach Wiederaufbauplastik). In anderen Fällen führen kosmetische Gründe (plastische Chirurgie) zum Zustand der operierten Brust. Operierte Brüste müssen immer untersucht, von einem Radiologen kontrolliert und die bildgebenden Verfahren an die aktuellen Gegebenheiten mit festgelegten Protokollen angepasst werden.
12.6. Untersuchung der männlichen Brust:
Mit einem Verhältnis von 1:100 tritt das Mammakarzinom bei Männern viel seltener auf als bei Frauen. Das morphologische Erscheinungsbild ist ähnlich dem der weiblichen Brust und die Bildgebung ist die gleiche. Normalerweise ist die körperliche Untersuchung aufgrund der geringeren Brustgröße bei Männern oftmals angezeigt.
Bei der häufig auftretenden Veränderung der Brust in der Kindheit oder Adoleszenz handelt es sich um die Gynäkomastie (Bilder 25.,26.), bei der die retromamilläre Region eine Zunahme an Drüsengewebe aufweist. Bildgebende Verfahren: bei einer jugendlichen Brust ist allein die Untersuchung durch Sonografie ausreichend. Mammografie in Kombination mit Sonografie wird bei über 30-Jährigen durchgeführt. In Ausnahmefällen kann eine Brust-Biopsie indiziert sein. Ein chirurgischer Eingriff ist nur in Fällen von Malignität oder aus kosmetischen Gründen notwendig.
12.7. Zusammenfassung:
Die jüngsten Entwicklungen in den bildgebenden Verfahren zur Mammadarstellung, das Auftreten neuer Technologien und die allgemeine Verfügbarkeit der Brustkrebsvorsorgeuntersuchungen führte zur Entstehung der “zunehmend invasiven Brustdiagnostik”. Heutzutage ist es unerlässlich, diese verschiedenen diagnostischen Methoden zu organisieren und zu zentralisieren. Brustbildgebung hat sich zu einer Teamarbeit entwickelt, die eine enge Zusammenarbeit aller Beteiligten erfordert (Radiologen, Zyto-Histopathologen, Chirurgen, Onkologen und Radiotherapeuten). Die Gesamtheit dieser Faktoren ermöglicht eine signifikante Senkung der Sterblichkeitsrate durch Mammakarzinome.
Appendix
Um besser organisierte Arbeitsabläufe verschiedener Fachrichtungen und eine vergleichbare Berichterstattung zu schaffen, hat jede Methode der komplexen klinischen Mammadiagnostik derzeit die gleiche Klassifikations-Terminologie. Einer von denen ist die in Ungarn verwendete RKU-Kodierung, wo K für physikalische Untersuchung, R für Röntgen-Mammografie, U für Ultraschalldiagnostik steht. Diese kann man auch in den radiologischen Befunden sehen.
Mehr innovativ ist die international verwendete Kodierung, die so genannte BI-RADS-Einteilung, weil es ähnlicher zu pathologischen Einteilung und Befund ist.
BI-RADS* Klassifikation:
- BIRADS 0
: Unvollständige Untersuchung (zusätzliche bildgebende Diagnostik wird benötigt)
- BIRADS I
: Negativ
- BIRADS II
: Gutartiger Befund
- BIRADS III
: Wahrscheinlich gutartiger Befund: Kurzfristige (6 Monate) Kontrolle oder eine Biopsie ist benötigt. (geringe Malignitätswahrscheinlichkeit 2%)
- BIRADS IV
:Suspekter Befund: Histologische Sicherung notwendig (Malignitätswahrscheinlichkeit 2-94%)
- BIRADS V
: Hochgradig malignitätsverdächtiger Befund (>95%): erfordert angemessene Therapie
- BIRADS VI
: Durch Biopsie bestätigte maligne Läsionen
"*" Breast Imaging-Reporting and Data System
12.8. Referenzen:
László Tabár: Teaching Course of Mammography
Diagnosis and in-depth differential diagnosis of breast diseases
G. Forrai: The radiologic and therapeutic novelties of breast cancer in 2008-2009. – Onco Update 2010 Magyar Radiológia 2010;84(1): 8-21
Z. Péntek, K.Ormándi: Mammography breast screening, the clinical diagnostic results of patients positive on screening. A quality assurance and quality management protocol. http://www.socrad.hu
Übersetzt in Englisch von Balázs Futácsi
Deutsche Übersetzung: